Die DMZ Südkorea ist ein Grenzbereich, der die letzten Meter zur eigentlich Grenze zwischen Nordkorea und Südkorea abdeckt und schützt. Diese demilitarisierte Zone wurde 1953 nach dem Ende des Koreakrieges eingerichtet und dient seit jeher als sogenannte Pufferzone.
Da ein Grenzübertritt nach Nordkorea von Südkorea aus unmöglich ist, kann ich von Seoul aus leider nur die DMZ besuchen. Diesen Ausflug mache ich alleine, da ich hier keine Kinder hinbringen würde. Die Grenze nach Nordkorea gilt als eine der gefährlichsten Grenzen der Welt, da hier immer noch Krieg herrscht. Nur in der DMZ herrscht Waffenstillstand.
Damit du dort nicht hinmusst, habe ich mich aufgemacht und ein paar spannende, abenteuerliche und interessante Fotos geschossen und mir die Gegend um die Grenze mal näher angeschaut. Vorab aber muss ich sagen, dass das Gefühl dort einzigartig war und so auf keinem der Fotos rüberkommt.
Am Morgen meiner Tour in die DMZ sind zwei Nordkoreaner über das Meer nach Südkorea geflüchtet. Einer davon hat überlebt und das hat das ganze nochmal ein Level krasser gemacht. Es war bis ein paar Minuten vor Eintritt in die DMZ nicht klar, ob ich dort überhaupt an dem Tag und in nächster Zeit hin darf. Nervenkitzel pur!
Was ist die DMZ und warum gibt es sie überhaupt?
Genau entlang des 38. Breitengrades verläuft die demilitarisierte Zone und trennt Nordkorea von Südkorea. Sie wurde nach dem Koreakrieg errichtet, der von 1950 bis 1953 stattfand. Es wurde bisher kein Friedensvertrag unterszeichnet (Stand 2024) und deshalb gibt es nach wie vor diese Zone, in der seit 1953 Waffenstillstand herrscht.
Die DMZ ist gut 250 km lang und 4 Kilometer breit. Sie verläuft also quer über die koreanische Halbinsel und teilt diese in zwei Teile. Die sogenannte Military Demarcation Line (MDL) ist die tatsächliche Grenze zwischen Nordkorea und Südkorea. Ich komme bei meinem Ausflug tatsächlich bis auf ca. 250 m an die Grenze ran. Weiter geht es leider nicht bzw. wäre lebensgefährlich.
Nach dem Mauerfall in Deutschland, ist die DMZ eines der letzten Überbleibsel des Kalten Krieges. Generell erinnert mich innerhalb der DMZ ganz viel an die Geschichte Deutschlands und der DDR. Auch wenn die DMZ in allen Bereichen deutlich grösser ist und auch keine in dem Sinne physische Grenze darstellt, so wie die Mauer.
Da die DMZ mittig über die MDL gelegt ist, also über die tatsächliche Grenze zwischen beider Länder, gibt es eine DMZ Südkorea und eine DMZ Nordkorea. Von Seoul aus bzw. von Südkorea aus, kannst du nur die DMZ Südkorea besuchen. Von China oder Russland aus ist auch ein Besuch der DMZ Nordkorea möglich.
Die DMZ liegt ein paar Kilometer nördlich der Stadt Paju, welche ca. 40 km nördlich von Seoul liegt. Daher ist die DMZ von Seoul aus super einfach zu erreichen.
Paju und der Imjingak Park
Ich fahre von Seoul Myeongdong mit dem Reisebus nach Paju. Dort wurde 1972 der Imjingak Park errichtet, als Trost für die getrennten Familien und Schicksale sowie in der Hoffnung auf eine Wiedervereinigung. Nicht nur ausländische Touristen kommen hier her, sondern auch viele Südkoreaner pilgern hierher.
Kurz bevor wir Paju erreichen, muss ich meinen Reisepass abgeben. Ich habe ca. 2 Stunden Zeit, die Gegend hier zu erkunden. Solange dauert es etwa, bis der Eintritt in die DMZ ausgestellt wird. Meinen Reisepass sollte ich dann später vielleicht wieder bekommen. Nun stehe ich hier also ohne Reisepass in einem mir völlig fremden Land nahe der gefährlichsten Grenze der Welt. Da wird schon nix schiefgehen. 🤞
Als erstes kaufe ich mir an einer kleinen Bude Nordkoreanisches Geld. Für umgerechnet 60 EUR kaufe ich einen Gegenwert von 6 EUR in nordkoreanischem Geld. Ob das ein gutes Geschäft war bleibt fraglich, aber ich denke mir: Es ist besser ein paar Groschen dabeizuhaben, wenn sie mich schnappen. 😀 Neben einem 5000 WON Schein kaufe ich noch eine 100 WON Münze, falls irgendwo ein Getränkeautomat steht auf dem Weg zum Knast. Da ich den Beitrag hier in der Zukunft schreibe, weisst du wie das Ganze ausging. Ich habe mich erfolgreich für 6 EUR freigekauft!
Neben nordkoreanischem Geld kannst du hier sogar ein Stück echten Stacheldraht von der Grenze kaufen. Für läppische 45 EUR gibt es ca. 15 cm Stacheldraht. Mit Geldscheinen, Münzen und sogar Briefmarken kannst du mich immer locken, aber Stacheldraht??? Dennoch, cooles Gimmick, das ich aber im Regal zurücklasse.
Ich besichtige einige Kriegsdenkmäler und zu guter letzt die Freiheitsbrücke sowie die Dokgae Brücke. Dies war die ehemalige Eisenbahnbrücke, mit der Züge direkt nach Nordkorea fahren konnten und den Fluss Imjin überbrücken konnten. Sie ist im Krieg zerstört worden und eine ehemalige Lok sowie die Brückenpfeiler weisen viele Einschusslöcher auf, die auf den Koreakrieg zurückgehen.
Direkt neben der zerschossenen Lokomotive befindet sich ein netter Freizeitpark, mit Kinderkarussell und Autoscooter. Ich wüsste nicht, ob ich hier gechilled ein paar Runden drehen würde. Auch das Kettenkarussell würde mein Adrenalinlevel wahrscheinlich nicht mal annähernd anheben können.
Nach gut zwei Stunden geht es für mich weiter Richtung Osten, zu einer Hängebrücke im Grünen.
Gamaksan Suspension Bridge
Die Gamaksan Suspension Bridge befindet sich ca. 30 Minuten Busfahrt östlich von Paju. Sie ist 220 m lang und führt in einer Höhe von 10 m über eine kleine Schlucht. Sie ist die längste Hängebrücke in Südkorea. Ich hatte mich für diese Tour entschieden, weil wir hier an der Hängebrücke ganz im Grünen vorbeikommen. Das ist ein toller Kontrast zum militärischen Grenzgebiet.
Die Hängebrücke, die offiziell „Gloucester Heroes Bridge“ heisst, wurde der britischen Armee gewidmet, die im Koreakrieg kämpfte. Die Brücke erinnert an die Opfer der Schlacht zwischen den Briten und Chinesen, die die Chinese damals gewannen.
Vom Busparkplatz wandere ich etwa 20 Minuten den Hügel rauf und kann dann entspannt die Brücke entlang schlendern. Es sind nicht wahnsinnig viele Leute hier, was den ganzen Ausflug ziemlich entspannend macht.
Der Dritte Angriffstunnel – Third Infiltration Tunnel
Jetzt geht es in die DMZ. Das Südkoreanische Militär kommt in unseren Bus und kontrolliert Namen und Reisepässe. Danach dürfen wir die Grenze passieren. Bilder dürfen hier keine gemacht werden.
Ab und an nimmt mal ein fleissiger Nordkoreaner eine Schaufel in die Hand und buddelt einen Tunnel unter der DMZ. Da die DMZ an der breitesten Stelle 4 km breit ist, heisst das, der Tunnel muss mindestens ca. 2 km lang sein. Vier dieser Tunnel wurden bereits entdeckt. Den dritten Tunnel, der 1.6 km lang ist und noch nicht fertiggestellt war, hat man in Südkorea bei einer Sprengung entdeckt.
44 km von Seoul entfernt wurde dieser Tunnel 1978 entdeckt. Er hätte ca. 30’000 Soldaten pro Stunde von Nordkorea nach Südkorea schleusen können. Hinweistafeln erzählen mir, dass der Tunnel womöglich für einen Überraschungsangriff auf Seoul gedacht war. Neben diesen vier Tunneln gibt es vermutlich 20 weitere, nach denen das südkoreanische Militär ständig sucht.
Im Tunnel selbst dürfen keine Fotos gemacht werden. Ich gehe auch nur ein Stück rein, befinde mich hier aber bereits nur noch ca. 250 Meter von der echten Grenze nach Nordkorea entfernt. Ein krasses Gefühl.
Direkt neben dem Tunneleingang befindet sich ein schöner Park, mit Fakegrenze zu Nord- und Südkorea. Da kannst du für Fotos einmal hin- und herhüpfen. Eine Gottesanbeterin krabbelt gerade auf einem Stacheldraht und schaut mich verdutzt an. Die sind ja so gross, dass sie wirklich zu dir rüberschauen. Ich versuche etwas Stacheldraht für lau zu bekommen, aber sie lässt es nicht zu. Dann eben nicht.
Unification Village
Das Unification Village ist eines von zwei Dörfern, die sich innerhalb der DMZ befinden. Das zweite Dorf ist auf nordkoreanischer Seite und wird als Propagandadorf bezeichnet. Das Unification Village wird als Symbol für die Hoffnung auf Frieden und Wiedervereinigung gesehen.
Es wurde 1973 erbaut, um die Menschen in der Region zu unterstützen, die aufgrund des Krieges ihre Heimat verlassen mussten. Es sind meistens Bauern, die vom Reisanbau leben. Aber auch Ginseng und Kakao werden hier angebaut. In einem Tourishop inmitten des Ortes decke ich mich mit Sofabohnen mit Kakaomantel ein. Die sind echt lecker! Und angeblich gesund.
Mir wird erzählt, dass das Leben hier für die Bewohner relativ sicher ist. Das Militär ist rund um die Uhr präsent und die Bewohner haben über Nacht eine Ausgangssperre. Immer! Ui ui ui. Das muss man wollen.
Im Gegenzug dafür zahlen sie kaum Steuern und sind auch sonst gut abgesichert. Sie gelten als die reichsten Südkoreaner. Dafür geben sie teilweise die Freiheit auf. Denn sie dürfen zwar nach Südkorea reisen, müssen aber bis 18 Uhr jeden Tag wieder zurück sein, sonst dürfen sie erst am nächsten Morgen wieder einreisen. Jeden Tag findet eine Zählung statt, um sicherzustellen, dass alle Bewohner in der DMZ sind.
Das Dorf sieht herzig aus, eigentlich ganz normal. Ich sehe ein paar Reisfelder und ein paar Geschäfte. Nachdem sich jeder aus unserer Gruppe mit Lebensmittel aus der DMZ eingedeckt hat, verlassen wir diese wieder.
Das Militär marschiert wieder durch unseren Bus und stellt sicher, dass wir auch alle wieder die DMZ verlassen.
Dora Observation Deck
Die letzte Station meines Ausflugs befindet sich ausserhalb der DMZ, allerdings ist es die engste Stelle der DMZ. Auf einer Anhöhe, dem Mount Dora gelegen, hast du hier die Möglichkeit direkt nach Nordkorea über die DMZ hinweg zu schauen. Das Observation Deck hat mehrere Stockwerke. Auf Level 2 befinden sich Ferngläser, mit denen sich sogar Handyfotos schiessen lassen.
In der Ferne sehe ich einen nordkoreanischen Wachposten, eine Memorial Hall und Bauernhöfe mit Reisfeldern. Es ist spannend, ein so spezielles Land zu erforschen bzw. einen Blick zu erhaschen, der das Leben dort widerspiegelt.
Im obersten Stock ist ein Café und ich gönne mir dort einen leckeren Café Latte, natürlich mit Blick auf Nordkorea. Das ist schon sehr speziell.
Fazit – Besuch der DMZ Südkorea
Das war sicher ein spezieller Tag und ein super Erlebnis für mich. Nervenkitzel pur, obwohl die Tour absolut sicher ist. Aber ein kleines Restrisiko bleibt eben dennoch, wenn du dich in an einer solchen Grenze aufhältst. Darüberhinaus ist das gesamte Gebiet vermint. Es hängen zwar überall Minenwarnungen, aber ich erfahre auch, dass der Regen und Hochwasser oft Minen wegspült und sie dann ganz woanders auftauchen und hochgehen. So werden jedes Jahr einige Menschen in Südkorea verletzt.
Bei all den spannenden Geschichten und den dramatischen Ereignissen aus der Vergangenheit, bin ich dennoch immer vorsichtig. Es ist eben nur eine Seite, die ich hier höre. Wieviel stimmt davon wirklich, wieviel ist ausgeschmückt und was ist echte Propaganda. In jedem Fall ist dieser Ausflug mega interessant gewesen.
Das Gefühl in einer solchen demilitarisierten Zone zu stehen ist sensationell und wie bereits erwähnt können das Gefühl Bilder auf keinen Fall beschreiben oder zeigen. Solltest du in Seoul oder Umgebung sein, schau dir mal die DMZ Touren an.
Lass mich doch mal in den Kommentaren wissen, ob du bereits einmal in der DMZ warst und was dich dort am meisten erstaunt oder fasziniert hat.
Bildergalerie Besuch der DMZ Südkorea
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